Haube auf, Schutzmaske vors Gesicht und Gummihandschuhe an: Lutz Witte ist bereit. In der Halle wartet an diesem Morgen ein neues Tor auf ihn, blankes Metall, das gleich einen ebenmäßigen Farbfilm verpasst bekommt. „RAL 7016 und 9006, dunkelgrau und silber – die sind am häufigsten gefragt“, sagt der 57-Jährige. „Aber wir liefern auch so gut wie jede andere Farbe.“ Mit dem Drucksprühgerät geht er in gleichmäßigen Linien über das Tor, das hier in der Werkhalle hängt.
Lutz ist heute so was wie der Herr der Farben beim Torspezialisten Meißner, dabei fing seine berufliche Laufbahn eigentlich als Kraftfahrzeugschlosser an. „Heutzutage heißt das Mechatroniker“, sagt er, lacht, und schiebt hinterher: „Aber das ist lange her – diesen Mai bin ich dann schon 30 Jahre bei Meißner!“ Damals, noch beim Seniorchef Günther Meißner, stieg der gebürtige Magdeburger als Monteur ein. Nach zehn Jahren wechselte er in die Produktion. Auch heute hilft er dort noch regelmäßig aus, steht an den Maschinen, die aus Aluspaltband Lamellen machen, profilieren, perforieren.
„In der ganzen Zeit hat sich natürlich viel verändert“, resümiert Lutz. „Das Unternehmen ist deutlich gewachsen und die Arbeiten sind viel komplexer geworden.“ Marc Meißner, den heutigen Chef, hat er noch als Teenager kennengelernt. „Der 50. Geburtstag vom Senior, die Hochzeit vom Junior, die große Jubiläumsfeier – wir sind als Belegschaft immer dabei“, erinnert sich Lutz an die vielen Jahre bei Meißner. „Man hat schon eine familiäre Bindung an den Betrieb, man kennt die Familien, man kann zum Chef gehen und auch mal über Probleme sprechen.“
Nach so vielen Jahren im Betrieb kommt eine beachtliche Menge an Wissen und Erfahrung zusammen, und mit zahlreichen Schulungen und Fortbildungen hat Lutz immer noch mal draufgesattelt. Kein Wunder also, wenn die Kollegen aus anderen Abteilungen gerne mal auf seine Hilfe zurückgreifen, wenn wieder viel zu tun ist. Doch Lutz’ eigentliche Verantwortung liegt heute in der Lackiererei. Ungefähr ein halber Tag, so lange dauert es, bis ein neues Meißner-Tor in frischer Farbe erstrahlt. Manchmal aber auch doppelt so lang. „Es gibt Bauarten und Modelle, die gehen einem natürlich nicht so leicht von der Hand wie jene mit schön glatten, geraden Flächen – klar“, erklärt Lutz. „Aber ich bin hier mein eigener Herr – und nehme mir die Zeit, um vernünftig zu produzieren. Mein Anspruch an mich selbst ist: Bei mir geht kein Mist raus!“ Mit dieser Haltung macht er sich auch an die kniffligeren Aufgaben – etwa Tore mit Sprossenfüllungen, Türen und allem, wo man nicht so einfach mit der Farbe hinkommt.
Dann macht sich Lutz an die Arbeit: Rauf auf die Leiter, lackieren, runter von der Leiter, ein wenig zu Seite, wieder hoch die Sprossen. „Abends weiß man dann, was man gemacht hat“, sagt er und lacht. Und manchmal dauert es auch etwas länger. „Sobald die Farbe angerührt ist, muss sie auch verarbeitet werden – also lackiert man in einem Rutsch“, erklärt der Fachmann. „Ich kann nicht einfach am nächsten Morgen weitermachen, sondern bleibe eben so lange, bis alles fertig ist.“ Für Lutz Witte eine Selbstverständlichkeit.